KAPITEL | 4
Am Morgen fährt Markus zum Hotel „Montana“. Es liegt etwas außerhalb von Flüelen.
Im Gasthaus frühstücken gerade die Gäste. Ein großer Mann begrüßt ihn: „Grüezi! Was kann ich für Sie tun? Brauchen Sie ein Zimmer?“
„Nein danke, ich habe schon eins im ‚Hirschen‘. Mein Name ist Markus Berg.“
„Steinberger. Sind Sie neu hier?“
„Ja, zum ersten Mal in Flüelen – es gefällt mir sehr gut. Ich komme aus Köln.“
Ein Gast am hinteren Tisch schaut schnell auf Markus und spricht dann leise mit seiner Nachbarin.
„Setzen Sie sich doch. Wollen Sie einen Kaffee?“
„Ja gern, Herr Steinberger, ich habe eine Bitte.“
Und dann erzählt er ihm: Er hat Urlaub, er möchte gern eine Armbrust sehen, in die Hand nehmen und auch damit schießen.
„Und da kommen Sie zu mir – warum denn?“
„Der Wirt vom ‚Hirschen‘ sagt, Sie sind der Beste und von Ihnen kann man etwas lernen.“
„So? Meint er das? – Ach was! Das ist nur mein Hobby, ich gebe keine Kurse“, sagt er deutlich.
„Ich verstehe. Aber Sie können mir eine Armbrust zeigen und ich kann wenigstens zuschauen, wie Sie schießen.“
Markus will es auf jeden Fall probieren.
„Na gut. Kommen Sie mit, hinten habe ich ein paar von denen.“
Axel Geyer sagt leise zu Mirjam Rösch: „Das ist aber interessant. Ich muss das auch lernen, ganz klar!“ Steinberger zeigt jetzt Markus eine schöne, alte Armbrust und erklärt, wie man schießt. Markus ist begeistert und nimmt sie in die Hand.
„Nicht hier“, sagt Steinberger sofort. „Kommen Sie doch heute Abend zu unserem Schießstand, oben am Wald. Ich bin dort zum Üben.“
Markus ist zurück im Lokal und will gerade gehen. Da steht Axel Geyer auf und spricht ihn an.
„Hallo, ich habe gehört, Sie sind aus Köln. Setzen Sie sich doch zu uns! Wir sind aus Düsseldorf – aber das macht nichts.“
Man stellt sich vor und erzählt, was man macht, hier in Flüelen. Und da reden Axel und Mirjam sofort über ihr Projekt.
„Glauben Sie, das klappt so einfach? Machen die Schweizer so schnell mit?“, fragt Markus.
Er denkt: Typisch Düsseldorfer – sie wollen alles und sie kriegen alles – und das sofort. Aber hier ticken die Uhren anders, das weiß er schon. Markus hat plötzlich ein komisches Gefühl: Da passiert noch etwas – mal sehen …
Am Nachmittag steigt Markus nach oben zum Schießstand. Immer wieder schaut er zurück. Er fühlt, jemand ist hinter ihm, aber er sieht niemand. Er kann nur die wunderbare Landschaft sehen.
Oben steht schon Ulrich Steinberger: „Grüezi, Markus – unter Sportfreunden sagen wir ‚du‘, oder? Komm, ich zeig dir, wie man schießt.“
Er legt einen Pfeil in die Armbrust, zielt und trifft genau.
„Willst du auch mal probieren?“, fragt Ulrich. „Ja gern.“ Aber Markus trifft nicht.
„Vielleicht kann ich das besser“, sagt jemand plötzlich. Und was sehen sie? Hinter ihnen steht Geyer!
„Was wollen Sie denn hier?“, fragt Ulrich unfreundlich.
„Das Gleiche wie Herr Berg, Armbrustschießen! Geben Sie mir das Ding. Ich versuche es auch mal.“ Und er will die Armbrust wegnehmen.
Ulrich geht zwischen die beiden. „Herr Geyer, so geht es nicht, das erlaube ich nicht. Eine Armbrust ist eine Waffe, nichts zum Spielen.“
Wir werden sehen, denkt Geyer. Und er denkt Böses. Im Gasthof warten schon einige Leute auf sie.
Neu ist Silvia Bächli, eine Freundin der Familie Steinberger. Dorothee hat ihr alles erzählt und sie kennt jetzt auch die Probleme.
„Wollen wir uns nicht zusammensetzen, heute Abend, und darüber sprechen“, schlägt Mirjam vor.
„Na gut“, sagt Ulrich müde, „aber nicht zu lange.“
„Vielleicht ist die Idee von den Freunden aus Düsseldorf nicht so schlecht. Ulrich, denk doch mal an die jungen Leute und an die Touristen von heute. Man muss ihnen etwas offerieren, etwas Interessantes, auch etwas Sportliches. Sie wollen Spaß haben – Essen, Trinken, Übernachten ist nicht genug.“ Silvia kennt die Wünsche der Touristen genau.
„Aber alles ändern, alles kaputt machen! Wir haben das ganze Leben …“ Für Ulrich ist das traurig.
Jetzt sagt Urs etwas: „Vater, ich verstehe dich, aber wir leben heute. Du willst
doch, dass ich …“
Ulrich steht auf: „Also gut, ich gehe morgen zum Gemeinde- haus, denn wir
brauchen von dort die Erlaubnis. Gute Nacht mitenand!“
„Und wir fahren morgen auf die Rigi. Wollt ihr?“ Eine schöne Idee
von Silvia!
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